Am 23. Februar 2023 veranstaltete der WTZ e.V. einen internationalen Round Table zum Thema Proteingewinnung aus Methan. Ziel des Runden Tisches war es, einen Beitrag zur Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft mit einer möglichst langen Nutzungsdauer von Produkten und Rohstoffen zu leisten, indem der aktuelle Stand der Proteinproduktion aus Methan als umweltfreundliche und nachhaltige Nahrungsquelle beleuchtet wurde. Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Hartmut Krause (TU Bergakademie Freiberg) als Vorstandsvorsitzendem des WTZ e.V.
Zunächst berichteten Dorian Leger und Milena Ivanisevic von Connectomix Bio über den Kontext der mikrobiellen Proteinproduktion mit einem kurzen historischen Abriss und stellten anschließend ihre in Zusammenarbeit mit der VNG AG durchgeführte Fallstudie vor: Die Haupttreiber der mikrobiellen Proteingewinnung aus Methan seien laut Leger der Anstieg der menschlichen Bevölkerung, ihr wachsender Wohlstand sowie die veränderte Landnutzung im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Die Pandemie und der russische Krieg in der Ukraine haben auch gezeigt, dass die Lieferkette anfällig sein könne. Das konventionelle Agrarnahrungsmittelsystem sei nicht in der Lage, den künftigen Nahrungsmittelbedarf zu decken, ohne der Umwelt schweren Schaden zuzufügen. Fermentierte mikrobielle Lebensmittel seien von hoher Qualität, enthalten alle essenziellen Aminosäuren, Ballaststoffe und Kohlenhydrate und sind reich an Vitaminen, so Ivanisevic. Obwohl die Idee, Mikroben als Nahrungsquelle zu nutzen, relativ neu ist, sind Mikroben schon seit Tausenden von Jahren Teil unseres Ernährungssystems. In den letzten Jahren, so Ivanisevic, habe das Interesse an Investitionen in die fermentative Proteinproduktion für Futterzwecke stark zugenommen. Die Proteinproduktion aus Methan für Lebensmittel sei jedoch erschwert durch die behördliche Zulassung für Lebensmittel, Sicherheitsaspekte und die Entfernung von Nukleotiden, durch die begrenzte Anzahl von Fermentationsanlagen sowie durch die Akzeptanz der Verbraucher.
Am Beispiel des vorgestellten Projekts, bei dem es um das Potenzial zur Diversifizierung der Nutzung von Gasinfrastruktur und die Erschließung wichtiger neuer Rohstoffmärkte geht, wies Leger darauf hin, dass die Proteinproduktion aus Methan für Landwirte eine neue Möglichkeit zur Steigerung von Effizienz und Rentabilität darstellen könnte und eine wichtige soziale und wirtschaftliche Chance wäre.
Im zweiten Vortrag präsentierten Dr. Elad Noor und Samuel Lovat vom Weizmann Institute of Science (Israel) die photovoltaisch betriebene mikrobielle Proteinproduktion. Unter dem Aspekt der Diversifizierung stellte Noor einen Vergleich verschiedener Energiequellen für die Proteinproduktion mit ihren Vor- und Nachteilen vor. Lovat befasste sich anschließend mit der Frage, ob die elektromikrobielle Lebensmittelproduktion wirtschaftlich tragfähig ist. An dieser Stelle können die Kosten in zwei verschiedene Faktoren unterteilt werden: die Kosten für Strom und die Kosten für nichtenergetisches Kapital und Betriebskosten. Im Vergleich zu anderen Lebensmitteln wie Weizen, Sojabohnen und Käse sei die elektromikrobielle Proteinproduktion teurer als Sojabohnen und Weizen, könnte aber mit solchen Lebensmitteln wie Käse und Rindfleisch konkurrieren, sagte er. Zu den weiteren Vorteilen mikrobieller Lebensmittel gehören ein geringerer Flächenbedarf, niedrigere direkte Treibhausgasemissionen, die Vermeidung von Spitzenlasten im Stromnetz und ein geringerer Wasser- und Düngerverbrauch. Die Einbeziehung solcher Vorteile könnte die wirtschaftliche Lebensfähigkeit mikrobieller Lebensmittel in Zukunft weiter verbessern, so Noor.
In der anschließenden Diskussion wurde geäußert, dass zwei Wege der mikrobiellen Produktion parallel entwickelt werden könnten – die durch anaerobe Fermentation und die durch die Nutzung anderer Ressourcen mit geringerem Flächenverbrauch. Die mikrobielle Proteinproduktion könnte ein wichtiges Element der Energiewende werden, um Treibhausgase zu reduzieren und den Kohlenstoffkreislauf zu schließen. Sie habe ein großes Potenzial zur Verringerung des Flächenverbrauchs und biete große Vorteile, z. B. im Vergleich zur Rindfleischproduktion.

Connectomix Bio

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